Os Mundi: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Gründer von '''Os Mundi''' kommen aus den Bands [[Safebreakers]] und [[Orange Surprise]]. In den späteren Jahren bringt die Gruppe zum Teil bis zu 12 Musiker auf die Bühne. Es ist die erste Rock-Big-Band Berlins. Nach der Auflösung 1975 findet man sich zu einigen Konzerten zusammen.
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__TOC__Die Gründer von '''Os Mundi''' kommen aus den Bands [[Safebreakers]] und [[Orange Surprise]]. In den späteren Jahren bringt die Gruppe zum Teil bis zu 12 Musiker auf die Bühne. Es ist die erste Rock-Big-Band Berlins. Nach der Auflösung 1975 findet man sich zu einigen Konzerten zusammen.
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== Band Biografie ==
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Informativer Booklet-Text von [[Burghard Rausch]] zu: Teil 4 Kraut! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979
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Die “erste Berliner Rock-Big-Band“ (SELBSTDARSTELLUNG) Os Mundi, die später manchmal zeitweise aus 12 Musikern bestehen konnte, war eine der “wichtigsten Schlüsselbands der frühen Berliner Krautrock-Szene“ (COSMIC EGG) und entstand Ende 1969/70 aus zwei Schülerbands. Zuerst als Udo Arndt Und Die Safebreakers (mit Arndt, Villian, Busse u.a.), deren Programm aus TOP 40-Songs bestand und die es immerhin 1966 zu der Single “Hey Girl“ (im Original von den Small Faces)/“Patsy Girl“ auf dem “Decca“-Label brachten und die auch im Roger-Fritz-Kinofilm “Mädchen Mädchen“ (1967)(mit Helga Anders) zu hören war. Aus den Safebreakers gingen dann 1968 Orange Surprise (Arndt, Busse, Hartmut Seidel (b), David V. Kalckreuth (org) u.a.) hervor, die bereits eigenes Material schrieben und auch Filmmusik für Christoph Busse produzierten.
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Aus den Initialen von Orange Surprise, “OS“, entstand der neue Name Os Mundi, lateinisch für "Ursprung der Welt". Die erste Besetzung bestand aus aus Udo Arndt, Christoph Busse, Dietrich Markgraf und Andreas Villian. Da ihnen die englische Sprache zu banal erschien und deutsche Texte mit dem Schlager-Pop-Image behaftet waren, entschied sich die Gruppe lateinische  Texte zu verwenden. Die Gruppe, aufgestockt mit den ex-Bandkollegen David V. Kalckreuth und Hartmut Seidel als Gastmusiker, versuchte, eine katholische Messe in ein  Psychedelic/Heavy-Rock-Happening umzuwandeln. Vor allem “die lateinischen Texte waren charakteristisch und einzigartig“ (PROGARCHIVES). Gleich das Debüt “Latin Mass“ (1970) war “eine Tour de Force mit kraftvollen Heavy-Gitarren und Garage-Orgeln. Die LP war direkt und sehr rauh für das 'Metronome'-Label produziert worden, hatte eine unheimliche Atmosphäre und benutzte geschickt die vorhandenen Studioeffekte. Tatsächlich hätte man die dunkle Atmosphäre leicht mit einer Schwarzen Messe, statt mit einer Latin-Messe Masse assoziieren können. Alles klang ein bisschen wie frühe Uriah Heep oder Vanilla Fudge mit ähnlichem angelegten, Opernhaften Gesang“ (COSMIC DREAMS). “Ähnlich wie die Los-Angeles-Psychedelic-Rockband Electric Prunes vorher (mit 'Mass In F-Minor' – 1967) oder die österreichische Rockband Eela Craig (mit 'Missa Universalis' – 1978) danach, konvertierte Os Mundi eine lateinamerikanische Messe in das Progressive und/oder Psychedelische Rockformat“ (COSMIC DREAMS). Das war “in der Tat intensive und radikale Rockmusik“ (COSMIC EGG) mit “psychedelischen und progressiven Tendenzen“ (PROGARCHIVES). “Wie der Titel vermuten lässt, war das eine  Rock-Messe, mit heftigem und auch schrägem Georgele, krachigen, schneidenden Gitarren und leicht schrägem Gesang, meist in Latein. Es gab aber auch ruhige spacigere Momente, fast hardrockige Elemente, schöne Percussion und alles sehr eigen und schön krautig“ (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS). “Die Berliner versuchten sich an der Vertonung einer lateinischen Messe. Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei verrockten sie in ihrer 'Latin Mass' als einen recht interessanten, meditativen Orgelprog-Hardrock-Jam, der durchaus in der oberen Mittelklasse des Proto-Progs angesiedelt war. Ein ambitioniertes Debüt einer talentierten Band“ (BABYBLAUE SEITEN). Danach erweiterten Wolfgang "Buddy" Mandler (dr, perc, voc) und Raimund "Mikro" Rilling (cel, perc, voc) die Band zum Sextett. In dieser Zeit teilten sich Os Mundi zeitweise einen großen Proberaum am Kreuzberger Paul-Linke-Ufer mit Agitation Free. Dort fanden auch Sessions statt, an denen u.a. Manuel Göttsching (später Ash Ra Tempel), “Buddy“ Mandler (Os Mundi), Ludolf Kuchenbuch (g, sax)(Berlin Jazz Workshop Orchestra, -Os Mundi) und Michael Günther (Agitation Free) teilnahmen. “Diese Sessions führten wohl u.a. dazu, dass sich die Musik von Os Mundi  erheblich veränderte“ (COSMIC EGG).
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Bei dem, zwei Jahre später, von Conny Plank produzierten, zweiten, und vorerst letzten, Os Mundi-Album “43 Minuten“ (1972), waren die “Einflüsse der neuen Mitglieder sehr gut erkennbar. Die LP, benannt nach der ungefähren LP-Laufzeit,  unterschied sich von dem Vorgänger, durch mehr Symphonic- und Jazz-Rock-Elemente“ (PROGARCHIVES) und war eine “völlig andere Arbeit - eher eine Progressive-Mainstream-Platte, die sich in die Richtungen Jazz, Folk und zeitgenössischem West-Coast-Rock entwickelte“ (COSMIC DREAMS). Das Album “zeigte angeblich Udo Arndts Vorliebe für Chicago Transit Authority. Wenn ja, verdrehten Os Mundi die Einflüsse und wuchsen zu einer ausgesprochen germanischen Rock-Fusion mit allen möglichen Überraschungen“ (COSMIC EGG) heran. Die Platte enthielt “eine sehr gelungene Mischung aus Rock, Prog, Jazz und auch leichten Krauteinflüssen. Mit viel Power, sehr niveauvoll und auch mit dem richtigen Feeling. Man konnte Os Mundi als das deutsche Pendant zu der britischen Jazzrockformation If bezeichnen“ (TIP). Ein fast “normales" Progressive Rock Album im Schnittpunkt zwischen Symphonik-Rock und Jazzrock, wobei der symphonische Anteil bei weitem überwog. Wunderschön das immer wieder grandios klingende Cellospiel, die vielschichtigen Arrangements, die ausgeflippten Gitarrensoli, die illustre Harmonie und die pointenreichen Einfälle die Kompositionen“ (RAGAZZI-MUSIC), mit einer Mischung aus bluesig-jazzigem, vom soliden Gitarrenspiel Udo Arndts bestimmten, progressiven Hardrock und locker flockigem, mitunter leicht funkigem Jazzrock, mit virtuosen Soli an Flöte und Sax, versehen mit einigen krautigen Freispielelementen. '43 Minuten' bot durchaus komplexe und eigenständige Musik, die sich, was die instrumentaltechnischen Fähigkeiten der Musiker anbelangte, nicht vor zeitgleichen Produktionen aus dem angloamerikanischen Raum verstecken musste“ (BABYBLAUE SEITEN)
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Die Band nahm 1973 ein drittes Album auf, das allerdings nie richtig fertiggestellt wurde und unveröffentlicht blieb. Os Mundi existierten noch bis 1975, wobei sich immer mehr Musiker an dem Projekt beteiligten, u.a. Wolfram Jacob (perc), Ludolf Kuchenbuch, Bernhard Arndt (p), Klaus Henrichs (sax, cl),  Harald Skorepa (p, syn)(ex-Spotz!) und die klassisch ausbegildete Ute Kannenberg (voc, perc), die sich als Tanja Berg erfolgreich in der Schlagerbranche versucht hatte und als Jazz-Sängerin ihre Berufung fand. Danach brach die Band auseinander. Allerdings fand zwischen 1975 und 1981 alljährlich ein Os Mundi-Revivalkonzert im fast immer ausverkauften Berliner “Quartier Latin“ statt, zu dem viele der ehemaligen Bandmitglieder anreisten. Diese Konzerte wurden mit einer “starken Jazz Rock Orientierung aufgeführt“ (PROGARCHIVES). Eine der Nachfolgegruppen von Os Mundi firmierte unter dem Namen Tequila Sunrise und bestand aus Tom Hildebrand (dr)(ex-Mythos, -Metropolis), Michael Westphal (b)(ex-Metropolis), Udo Arndt, Manfred Opitz (key, voc)(ex-Metropolis) und Ute Kannenberg (voc).
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2008 erschien noch mit “Strumflut“ ein Os Mundi-Album, das drei neue Titel enthielt und aus Aufnahmen aus den Jahren 1973 und 1975 bestand. Die 75er Titel waren aus der Zeit, als sich Os Mundi schon fast in Auflösung befand, während des Udo Arndt-Praktikums im Studio, der “seine Freunde einlud, um mit ihnen Aufnahmen zu machen. Die fanden in wechselnden losen Besetzungen statt. Gespielt wurde eher weichgespülter Jazzrock, ohne Gesang, der sehr sauber klang“ (BABYBLAUE SEITEN). Als Besetzung war, neben Arndt, Rilling, Markgraf, Henrichs, Kuchenbuch, Villain und Busse noch Michael Günther (b)(ex-Agitation Free)(+ 2014). Harald Skorepa, Konstantin Bommarius (dr)(ex-Karthago) und Peter Autschbach (g) angegeben. Arndt hatte eine Praktikantenstelle im Tonstudio des “Evangelischen Rundfunkdienstes Berlin“ angenommen und lud ab 1977 regelmäßig Berliner Bands in dieses “ERD“-Studio ein und machte kostenlose Demoaufnahmen, um den Umgang mit dem technischen Equipment zu üben. Der Manager und Fotograf Jim Rakete, der gerade in Westberlin sein Musikmanagement aufbaute, wurde auf Arndt aufmerksam, der daraufhin mit mehreren Künstlern der “Fabrik Rakete“ arbeitete – u.a. für Nena und Spliff. Udo Arndt erhielt in den folgenden Jahren Dutzende von Produktionsaufträgen und avancierte in der deutschen Musikszene Deutschlands zu einem einem bekannten Ausnahme-Rock- und New-Wave-Produzenten und Ton-Ingenieur. Er arbeitete u.a. für/mit Rio Reiser, Nina Hagen, Ulla Meinecke, Interzone, Anette Humpe, Stephan Remmler, Curt Cress, Wolfgang Petry, Pe Werner, Alan Woerner, Rainbirds, Stefan Waggershausen und Achim Reichel. Ab und an wirkte Arndt auch unter dem Pseudonymen Umberto Armati z.B. für Die Lassie Singers und die Lemonbabies, als Modernarndt, Brothers In Blues (mit Stefan Waggershausen), Die Kuhjaus (mit Reinhold Heil – Spliff) und TOMManDo (mit Manfred Hübler, Tom Cunningham für 2-Lips “Black And White“ (1982) und als Blitz “The Game“  (1980). Anfang der 80er war Arndt auch Mitglied der Band Chime. Gemeinsam mit Hübler, Cunningham, Dave King (b)(ex-Et Cetera), Curt Cress (dr)(ex-Passport), Mats Björklund (g)(ex-Munich Machine), Reinhold Heil (key)(ex-Spliff), Kristian Schultze (key)(ex-Passport), Stephan Holm (perc)(ex-Messengers) veröffentlichte die Studiogruppe die Alben “Keep It Up“ (1980) und “Disco“ (1982). Als Komponist war Udo Arndt u.a. mit dem Soundtrack des Katja von Garniers-Films "Bandits" (1997)(mit Katja Riemann, Jasmin Tabatabei, Peter Sattmann) erfolgreich, den er zusammen mit dem Gitarristen/Produzenten/Arrangeur Peter Weihe geschrieben und produziert hatte. Seit 2004 lebt Udo Arndt in Dénia an der Ostküste Spaniens und arbeitet nur noch gelegentlich mit befreundeten Kollegen im eigenen “SOMA-Tonstudio“. “SOMA“ steht als Abkürzung für “Studio Of Modern Arndt“.
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Auch Christoph Buss etablierte sich als Produzent in der deutschen Musikszene – u.a. für Hans Hartz und machte sich als Regisseur, Filmemacher, Komponist und Musikproduzent einen Namen und komponierte unzählige Lieder für die deutsche Ausgabe der “Sesamstraße“. Buddy Mandler wanderte nach Norwegen aus. Andreas Villain arbeitete als Psychotherapeut in der Schweiz. Dietrich Markgraf spielte zeitweise bei den “Berliner Philharmonikern“ und zog ins hessische Marburg. Seit einem schweren Reitunfall, war er vom Hals abwärts gelähmt und lag in einem Pflegeheim. Alle Tantiemen aus den Os Mundi-Platten gingen seitdem komplett auf sein Konto. Ludolf Kuchenbuch hatte einen Lehrstuhl für Geschichte an der Universität in Hagen inne und kehrte als Ruheständler wieder nach Berlin zurück. Ute Kannenberg moderierte zwischenzeitlich Jazz-Radiosendungen beim “RIAS Berlin“ und dem “Deutschlandradio“. Klaus Henrichs spielt immer noch Saxophon, gibt Musikunterricht und komponiert. Harald Skorepa veröffentlichte seit 1995 das Musiklexikon "Ultimus", ein umfassendes Nachschlagewerk für den Bereich der Rockmusik – als CD-ROM und online.
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"Mikro" Rilling bildete gemeinsam mit Ludolf Kuchenbuch und Klaus Henrichs das Improvisationstrio OHPSST, dass 1977 ein selbstbetiteltes Album veröffentlichte und das auch mit Ute Kanneberg und Ekkehard Jost spielte. Später gehörte Rilling zum Berlin Jazz Workshop Orchestra (“Who Is Who?“)(1979) und war auf Alben von Christoph Busse und Stefan Waggershausen zu hören. Danach war er Aktionär und Geschäftsführer einer Unternehmensberatung. Rilling verstarb 2018.
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aus Kraut! - Teil 4, erschienen bei [https://www.bear-family.de/bear-family/deutsche-serien/kraut-die-innovativen-jahre-des-krautrock/ Bear Family Records], Best.-Nr. BCD17624
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== Weblinks ==
 
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* [http://www.progarchives.com/artist.asp?id=1642 Os Mundi bei Progarchives.com] (engl.)
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* [https://www.progarchives.com/artist.asp?id=1642 Os Mundi] bei Progarchives.com (engl.)
* [http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Os-Mundi_371,N.html Os Mundi bei Krautrock-Musikzirkus]
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* [http://www.krautrock-musikzirkus.de/de,Os-Mundi_371,N.html Os Mundi] bei Krautrock-Musikzirkus  
* [http://www.alexgitlin.com/npp/osmundi.htm Rezension der ersten beiden Platten]
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* [http://www.alexgitlin.com/npp/osmundi.htm Rezension] der ersten beiden Platten
 
 
  
 
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|'''Sampler''' (2 CD), Bear Family Records
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|'''Children's Games''' (auf: Various: Teil 4 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979)
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[[Kategorie:Band]]
 
[[Kategorie:Band]]

Version vom 14. Dezember 2022, 11:51 Uhr

Os Mundi
Mit freundlicher Genehmigung von Christoph Busse
Mit freundlicher Genehmigung von Christoph Busse
Gründung ca. 1970
Genre Rock
Gründungsmitglieder
Gitarre Gesang Udo Arndt
Saxophon Flöte Dietrich Markgraf
Cello Bass Posaune Raimund Mikro Rilling
Bass Andreas Villain
Schlagzeug Gesang Wolfgang Buddy Mandler
Schlagzeug Christoph Busse
Ehemalige Mitglieder
Gesang Ute Kannenberg
Saxophon Ludolf Kuchenbuch
Saxophon Klaus Henrichs
Keyboards Bernhard Arndt
Keyboards Harald Skorepa
Bass Michael "Fame" Günther
(† 26. März 2014)
Percussion Wolfram Jacob

Die Gründer von Os Mundi kommen aus den Bands Safebreakers und Orange Surprise. In den späteren Jahren bringt die Gruppe zum Teil bis zu 12 Musiker auf die Bühne. Es ist die erste Rock-Big-Band Berlins. Nach der Auflösung 1975 findet man sich zu einigen Konzerten zusammen.

Band Biografie[Bearbeiten]

Informativer Booklet-Text von Burghard Rausch zu: Teil 4 Kraut! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979

Die “erste Berliner Rock-Big-Band“ (SELBSTDARSTELLUNG) Os Mundi, die später manchmal zeitweise aus 12 Musikern bestehen konnte, war eine der “wichtigsten Schlüsselbands der frühen Berliner Krautrock-Szene“ (COSMIC EGG) und entstand Ende 1969/70 aus zwei Schülerbands. Zuerst als Udo Arndt Und Die Safebreakers (mit Arndt, Villian, Busse u.a.), deren Programm aus TOP 40-Songs bestand und die es immerhin 1966 zu der Single “Hey Girl“ (im Original von den Small Faces)/“Patsy Girl“ auf dem “Decca“-Label brachten und die auch im Roger-Fritz-Kinofilm “Mädchen Mädchen“ (1967)(mit Helga Anders) zu hören war. Aus den Safebreakers gingen dann 1968 Orange Surprise (Arndt, Busse, Hartmut Seidel (b), David V. Kalckreuth (org) u.a.) hervor, die bereits eigenes Material schrieben und auch Filmmusik für Christoph Busse produzierten.

Aus den Initialen von Orange Surprise, “OS“, entstand der neue Name Os Mundi, lateinisch für "Ursprung der Welt". Die erste Besetzung bestand aus aus Udo Arndt, Christoph Busse, Dietrich Markgraf und Andreas Villian. Da ihnen die englische Sprache zu banal erschien und deutsche Texte mit dem Schlager-Pop-Image behaftet waren, entschied sich die Gruppe lateinische Texte zu verwenden. Die Gruppe, aufgestockt mit den ex-Bandkollegen David V. Kalckreuth und Hartmut Seidel als Gastmusiker, versuchte, eine katholische Messe in ein Psychedelic/Heavy-Rock-Happening umzuwandeln. Vor allem “die lateinischen Texte waren charakteristisch und einzigartig“ (PROGARCHIVES). Gleich das Debüt “Latin Mass“ (1970) war “eine Tour de Force mit kraftvollen Heavy-Gitarren und Garage-Orgeln. Die LP war direkt und sehr rauh für das 'Metronome'-Label produziert worden, hatte eine unheimliche Atmosphäre und benutzte geschickt die vorhandenen Studioeffekte. Tatsächlich hätte man die dunkle Atmosphäre leicht mit einer Schwarzen Messe, statt mit einer Latin-Messe Masse assoziieren können. Alles klang ein bisschen wie frühe Uriah Heep oder Vanilla Fudge mit ähnlichem angelegten, Opernhaften Gesang“ (COSMIC DREAMS). “Ähnlich wie die Los-Angeles-Psychedelic-Rockband Electric Prunes vorher (mit 'Mass In F-Minor' – 1967) oder die österreichische Rockband Eela Craig (mit 'Missa Universalis' – 1978) danach, konvertierte Os Mundi eine lateinamerikanische Messe in das Progressive und/oder Psychedelische Rockformat“ (COSMIC DREAMS). Das war “in der Tat intensive und radikale Rockmusik“ (COSMIC EGG) mit “psychedelischen und progressiven Tendenzen“ (PROGARCHIVES). “Wie der Titel vermuten lässt, war das eine Rock-Messe, mit heftigem und auch schrägem Georgele, krachigen, schneidenden Gitarren und leicht schrägem Gesang, meist in Latein. Es gab aber auch ruhige spacigere Momente, fast hardrockige Elemente, schöne Percussion und alles sehr eigen und schön krautig“ (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS). “Die Berliner versuchten sich an der Vertonung einer lateinischen Messe. Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei verrockten sie in ihrer 'Latin Mass' als einen recht interessanten, meditativen Orgelprog-Hardrock-Jam, der durchaus in der oberen Mittelklasse des Proto-Progs angesiedelt war. Ein ambitioniertes Debüt einer talentierten Band“ (BABYBLAUE SEITEN). Danach erweiterten Wolfgang "Buddy" Mandler (dr, perc, voc) und Raimund "Mikro" Rilling (cel, perc, voc) die Band zum Sextett. In dieser Zeit teilten sich Os Mundi zeitweise einen großen Proberaum am Kreuzberger Paul-Linke-Ufer mit Agitation Free. Dort fanden auch Sessions statt, an denen u.a. Manuel Göttsching (später Ash Ra Tempel), “Buddy“ Mandler (Os Mundi), Ludolf Kuchenbuch (g, sax)(Berlin Jazz Workshop Orchestra, -Os Mundi) und Michael Günther (Agitation Free) teilnahmen. “Diese Sessions führten wohl u.a. dazu, dass sich die Musik von Os Mundi erheblich veränderte“ (COSMIC EGG).

Bei dem, zwei Jahre später, von Conny Plank produzierten, zweiten, und vorerst letzten, Os Mundi-Album “43 Minuten“ (1972), waren die “Einflüsse der neuen Mitglieder sehr gut erkennbar. Die LP, benannt nach der ungefähren LP-Laufzeit, unterschied sich von dem Vorgänger, durch mehr Symphonic- und Jazz-Rock-Elemente“ (PROGARCHIVES) und war eine “völlig andere Arbeit - eher eine Progressive-Mainstream-Platte, die sich in die Richtungen Jazz, Folk und zeitgenössischem West-Coast-Rock entwickelte“ (COSMIC DREAMS). Das Album “zeigte angeblich Udo Arndts Vorliebe für Chicago Transit Authority. Wenn ja, verdrehten Os Mundi die Einflüsse und wuchsen zu einer ausgesprochen germanischen Rock-Fusion mit allen möglichen Überraschungen“ (COSMIC EGG) heran. Die Platte enthielt “eine sehr gelungene Mischung aus Rock, Prog, Jazz und auch leichten Krauteinflüssen. Mit viel Power, sehr niveauvoll und auch mit dem richtigen Feeling. Man konnte Os Mundi als das deutsche Pendant zu der britischen Jazzrockformation If bezeichnen“ (TIP). Ein fast “normales" Progressive Rock Album im Schnittpunkt zwischen Symphonik-Rock und Jazzrock, wobei der symphonische Anteil bei weitem überwog. Wunderschön das immer wieder grandios klingende Cellospiel, die vielschichtigen Arrangements, die ausgeflippten Gitarrensoli, die illustre Harmonie und die pointenreichen Einfälle die Kompositionen“ (RAGAZZI-MUSIC), mit einer Mischung aus bluesig-jazzigem, vom soliden Gitarrenspiel Udo Arndts bestimmten, progressiven Hardrock und locker flockigem, mitunter leicht funkigem Jazzrock, mit virtuosen Soli an Flöte und Sax, versehen mit einigen krautigen Freispielelementen. '43 Minuten' bot durchaus komplexe und eigenständige Musik, die sich, was die instrumentaltechnischen Fähigkeiten der Musiker anbelangte, nicht vor zeitgleichen Produktionen aus dem angloamerikanischen Raum verstecken musste“ (BABYBLAUE SEITEN)

Die Band nahm 1973 ein drittes Album auf, das allerdings nie richtig fertiggestellt wurde und unveröffentlicht blieb. Os Mundi existierten noch bis 1975, wobei sich immer mehr Musiker an dem Projekt beteiligten, u.a. Wolfram Jacob (perc), Ludolf Kuchenbuch, Bernhard Arndt (p), Klaus Henrichs (sax, cl), Harald Skorepa (p, syn)(ex-Spotz!) und die klassisch ausbegildete Ute Kannenberg (voc, perc), die sich als Tanja Berg erfolgreich in der Schlagerbranche versucht hatte und als Jazz-Sängerin ihre Berufung fand. Danach brach die Band auseinander. Allerdings fand zwischen 1975 und 1981 alljährlich ein Os Mundi-Revivalkonzert im fast immer ausverkauften Berliner “Quartier Latin“ statt, zu dem viele der ehemaligen Bandmitglieder anreisten. Diese Konzerte wurden mit einer “starken Jazz Rock Orientierung aufgeführt“ (PROGARCHIVES). Eine der Nachfolgegruppen von Os Mundi firmierte unter dem Namen Tequila Sunrise und bestand aus Tom Hildebrand (dr)(ex-Mythos, -Metropolis), Michael Westphal (b)(ex-Metropolis), Udo Arndt, Manfred Opitz (key, voc)(ex-Metropolis) und Ute Kannenberg (voc).

2008 erschien noch mit “Strumflut“ ein Os Mundi-Album, das drei neue Titel enthielt und aus Aufnahmen aus den Jahren 1973 und 1975 bestand. Die 75er Titel waren aus der Zeit, als sich Os Mundi schon fast in Auflösung befand, während des Udo Arndt-Praktikums im Studio, der “seine Freunde einlud, um mit ihnen Aufnahmen zu machen. Die fanden in wechselnden losen Besetzungen statt. Gespielt wurde eher weichgespülter Jazzrock, ohne Gesang, der sehr sauber klang“ (BABYBLAUE SEITEN). Als Besetzung war, neben Arndt, Rilling, Markgraf, Henrichs, Kuchenbuch, Villain und Busse noch Michael Günther (b)(ex-Agitation Free)(+ 2014). Harald Skorepa, Konstantin Bommarius (dr)(ex-Karthago) und Peter Autschbach (g) angegeben. Arndt hatte eine Praktikantenstelle im Tonstudio des “Evangelischen Rundfunkdienstes Berlin“ angenommen und lud ab 1977 regelmäßig Berliner Bands in dieses “ERD“-Studio ein und machte kostenlose Demoaufnahmen, um den Umgang mit dem technischen Equipment zu üben. Der Manager und Fotograf Jim Rakete, der gerade in Westberlin sein Musikmanagement aufbaute, wurde auf Arndt aufmerksam, der daraufhin mit mehreren Künstlern der “Fabrik Rakete“ arbeitete – u.a. für Nena und Spliff. Udo Arndt erhielt in den folgenden Jahren Dutzende von Produktionsaufträgen und avancierte in der deutschen Musikszene Deutschlands zu einem einem bekannten Ausnahme-Rock- und New-Wave-Produzenten und Ton-Ingenieur. Er arbeitete u.a. für/mit Rio Reiser, Nina Hagen, Ulla Meinecke, Interzone, Anette Humpe, Stephan Remmler, Curt Cress, Wolfgang Petry, Pe Werner, Alan Woerner, Rainbirds, Stefan Waggershausen und Achim Reichel. Ab und an wirkte Arndt auch unter dem Pseudonymen Umberto Armati z.B. für Die Lassie Singers und die Lemonbabies, als Modernarndt, Brothers In Blues (mit Stefan Waggershausen), Die Kuhjaus (mit Reinhold Heil – Spliff) und TOMManDo (mit Manfred Hübler, Tom Cunningham für 2-Lips “Black And White“ (1982) und als Blitz “The Game“ (1980). Anfang der 80er war Arndt auch Mitglied der Band Chime. Gemeinsam mit Hübler, Cunningham, Dave King (b)(ex-Et Cetera), Curt Cress (dr)(ex-Passport), Mats Björklund (g)(ex-Munich Machine), Reinhold Heil (key)(ex-Spliff), Kristian Schultze (key)(ex-Passport), Stephan Holm (perc)(ex-Messengers) veröffentlichte die Studiogruppe die Alben “Keep It Up“ (1980) und “Disco“ (1982). Als Komponist war Udo Arndt u.a. mit dem Soundtrack des Katja von Garniers-Films "Bandits" (1997)(mit Katja Riemann, Jasmin Tabatabei, Peter Sattmann) erfolgreich, den er zusammen mit dem Gitarristen/Produzenten/Arrangeur Peter Weihe geschrieben und produziert hatte. Seit 2004 lebt Udo Arndt in Dénia an der Ostküste Spaniens und arbeitet nur noch gelegentlich mit befreundeten Kollegen im eigenen “SOMA-Tonstudio“. “SOMA“ steht als Abkürzung für “Studio Of Modern Arndt“.

Auch Christoph Buss etablierte sich als Produzent in der deutschen Musikszene – u.a. für Hans Hartz und machte sich als Regisseur, Filmemacher, Komponist und Musikproduzent einen Namen und komponierte unzählige Lieder für die deutsche Ausgabe der “Sesamstraße“. Buddy Mandler wanderte nach Norwegen aus. Andreas Villain arbeitete als Psychotherapeut in der Schweiz. Dietrich Markgraf spielte zeitweise bei den “Berliner Philharmonikern“ und zog ins hessische Marburg. Seit einem schweren Reitunfall, war er vom Hals abwärts gelähmt und lag in einem Pflegeheim. Alle Tantiemen aus den Os Mundi-Platten gingen seitdem komplett auf sein Konto. Ludolf Kuchenbuch hatte einen Lehrstuhl für Geschichte an der Universität in Hagen inne und kehrte als Ruheständler wieder nach Berlin zurück. Ute Kannenberg moderierte zwischenzeitlich Jazz-Radiosendungen beim “RIAS Berlin“ und dem “Deutschlandradio“. Klaus Henrichs spielt immer noch Saxophon, gibt Musikunterricht und komponiert. Harald Skorepa veröffentlichte seit 1995 das Musiklexikon "Ultimus", ein umfassendes Nachschlagewerk für den Bereich der Rockmusik – als CD-ROM und online. "Mikro" Rilling bildete gemeinsam mit Ludolf Kuchenbuch und Klaus Henrichs das Improvisationstrio OHPSST, dass 1977 ein selbstbetiteltes Album veröffentlichte und das auch mit Ute Kanneberg und Ekkehard Jost spielte. Später gehörte Rilling zum Berlin Jazz Workshop Orchestra (“Who Is Who?“)(1979) und war auf Alben von Christoph Busse und Stefan Waggershausen zu hören. Danach war er Aktionär und Geschäftsführer einer Unternehmensberatung. Rilling verstarb 2018.

Burghard Rausch : aus Kraut! - Teil 4, erschienen bei Bear Family Records, Best.-Nr. BCD17624


Weblinks[Bearbeiten]

Berliner Konzerte mit Os Mundi[Bearbeiten]

Veranstaltung Ort
27. Oktober 1973 Deutsch Rock Session (Os Mundi, Himmelfahrt, u. a.) RIAS Studio 10
6. Dezember 1974 "Champion" Jack Dupree, Os Mundi Quartier Latin
18. Februar 1976 Volker Kriegel Mild Maniac Orchestra, Os Mundi, Christine Jones Alte TU-Mensa
10. April 1973 Os Mundi Quartier Latin
11. April 1973 Os Mundi Quartier Latin
15. Juni 1973 Os Mundi Quartier Latin
16. Juni 1973 Os Mundi Quartier Latin
29. September 1973 Os Mundi Quartier Latin
30. September 1973 Os Mundi Quartier Latin
1. November 1973 Os Mundi Dachluke
1. Dezember 1973 Os Mundi, Tafta Hü TU Mensa
15. Dezember 1973 Os Mundi Clubhaus Falkenhagener Feld
21. Januar 1974 Os Mundi & Burning Touch Dachluke
16. Februar 1974 Os Mundi Quartier Latin
15. Juni 1974 Os Mundi Quartier Latin
16. Juni 1974 Os Mundi Quartier Latin
5. Dezember 1974 Os Mundi Dachluke
19. Dezember 1974 Os Mundi Quartier Latin
12. Januar 1975 Os Mundi Quartier Latin
22. Februar 1975 Os Mundi Quartier Latin
23. Februar 1975 Os Mundi Quartier Latin
25. April 1975 Os Mundi Quartier Latin
26. April 1975 Os Mundi Quartier Latin
30. Mai 1975 Os Mundi Quartier Latin
31. Mai 1975 Os Mundi Quartier Latin
24. Mai 1977 Os Mundi Quartier Latin
7. Dezember 1978 Os Mundi, Oh Psst Quartier Latin
8. Dezember 1978 Os Mundi, Oh Psst Quartier Latin
20. Oktober 1979 Os Mundi Quartier Latin
21. Oktober 1979 Os Mundi Quartier Latin
28. November 1980 10 Jahre Os Mundi Quartier Latin
29. November 1980 10 Jahre Os Mundi Quartier Latin
6. Mai 1974 Wilhelm Dieter Siebert: Frankenstein Akademie der Künste



Diskografie (Auswahl, ausführlich auf Discogs (engl.)[Bearbeiten]

Datum Titel Cover Inhalt
1970 Latin Mass, Metronome MLP 15.381 ?? Ouvertüre - Kyrie - Gloria - Credo I - Credo II - Sanctus - Agnus Dei
1972 43 Minuten, Brain 1015 ?? A Question Of Decision - Triple - Missile - It's All There - Isn't It Beautiful 7/8 - But Reality Will Show - Children's Games - Erstickübungen - Fortsetzung folgt
2008 Sturmflut (CD), Garden Of Delights 142 1osmundi.jpg Ich gehe (Don't Ask) - Deef Bass (10:26) - Deef Bass (8:54) - Waber Waber - Sturmflut - En Suite - Riding On The Road
2020 Sampler (2 CD), Bear Family Records Kraut 4 Cover.jpeg Children's Games (auf: Various: Teil 4 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979)