6. Juli 2019 Metallica
6. Juli 2019 Metallica WorldWired Tour | |
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mit freundlicher Unterstützung Maddalena W. | |
Ort | Olympiastadion |
Uhrzeit | 17.30 Uhr |
Eintrittspreis | 100,65 € Innenraum Stehplatz 109,70 € Oberring Block 29.2 121,20 € Unterring Block N4 |
Veranstalter | Live Nation |
Bands/Künstler | |
Metallica | |
Support | Ghost |
Support | Bokassa |
Setlist | |
Metallica | |
Ghost | |
Bokassa |
Dies war eins von vier Konzerten in Deutschland der WorldWired Tour 2018 - 2019.
Erinnerungen[Bearbeiten]
Ich hatte es früh kommen sehen, es war für mich unverständlich: Die Bühne war nicht überdacht – und METALLICA mussten ihr ganzes Konzert (fast zweieinhalb Stunden!) im Regen vortragen. Vielleicht aus Solidarität mit den Fans auf den teuersten Stehplätzen im Innenraum – diese harrten noch länger aus, konnten aber auf ihre Regencapes zurückgreifen. Trotzdem Respekt, ich saß komfortabel seitlich im Oberring und es tropfte mir kaum etwas Feuchtes auf die Schulter.
Im Vorprogramm hatten ab 17:45 Uhr BOKASSA (g, b, dr) eine halbe Stunde guten Heavy Metal gespielt, nach kurzer Umbaupause um 18:45 Uhr gefolgt vom "Special Guest", der 7-köpfigen Formation GHOST. Diese traten maskiert auf, mit einem singenden Zeremonienmeister in roten Rockschößen, eine Art "Möchte-gern-Alice-Cooper", dessen Gehabe mir gar nicht gefiel. Auch die Qualität der Musik blieb deutlich hinter den vielfältigen Showelementen (Licht/Rauch/kleine Feuerspeier) zurück.
Unterdessen hatte der Regen begonnen.
Um 20:20 Uhr brachte sich das Publikum mit mehreren La-Ola-Wellen in Stimmung, bevor sich der riesige Bühnenaufbau (Großbildleinwände, Säulen, Gestänge usw.) zu beleben begann.
Um 20:30 Uhr startete der Film, bzw. die Friedhofsszene aus Zwei glorreiche Halunken mit Morricone-Musik, dem klassischen Auftakt jedes METALLICA-Konzerts seit 1983. Danach ging es gleich kräftig los mit Hardwired, The Memory remains, Ride the Lightning und The God that failed.
Danach wandte sich Bandleader James Hetfield gut gelaunt an‘s Publikum: „What a beautiful day tonight?!“ Und natürlich war die Band froh, wieder mal in Berlin zu sein...
Je weiter das Konzert fortschritt, desto dunkler wurde es und die Showeffekte nahmen zu. Insbesondere zu Here comes Revenge, Moth into Flame und Welcome home (sanitarium) waren animierte Filme zu sehen. Die ersten Feuerstöße gab es zu Sad but True, einem Höhepunkt des Konzerts, wie ich fand.
Besonderen Anklang beim Publikum fand das Rammstein-Stück Engel, das Metallica als Berlin-Reminiszenz und nicht ohne Hinweis auf Rammstein spielten (das Publikum hierbei kraftvoll und textsicher mitsingend, zumindest im Refrain).
Dann der nächste Höhepunkt, das Stück ONE – dazu Filme, Feuerwerk und eine gute Lasershow. Das Tempo wurde dann gehalten mit Master of Puppets (dazu das Publikum „Master!“ an der richtigen Stelle).
Von der riesigen, bestimmt 80 m breiten Bühne kamen METALLICA für die nächsten Stücke „nach vorn“, auf den vorgelagerten Laufsteg, um dort weiterzuspielen. Der Clou hierbei war ein sofort betriebstüchtiges Schlagzeug, dass nach oben gefahren wurde (Theaterlift). Es folgten For whom the Bell tolls, Creeping Death und Seek & Destroy.
Den krönenden Abschluss bildeten das schnelle Spit out the Bone, gefolgt vom ruhig-stimmungsvollen Nothing else matters (grüne Laser) und Enter Sandman („Exit light, enter night...“), danach die Ansage „Metallica fuckin‘ loves you!“ … und danach ein Feuerwerk, Ende 22:50.
Es gab noch ein kleines „Thank you Berlin“-Video zu sehen, währenddessen die Bandmitglieder dutzendweise mit dem Konzertdatum beschriftete Plektren in‘s durchnässt-dankbare Publikum warf.
Ein tolles Konzert.--Mwweiss (Diskussion) 23:18, 9. Jul. 2019 (CEST)
Weitere Tickets[Bearbeiten]
- 2019.07.06 Metallica.jpg
Privatarchiv M. Weiss
Berichte[Bearbeiten]
- Bericht von Andreas Busche im tagesspiegel
- Bericht von Maurice Wojach in der Märkische Allgemeine
- Bericht auf allschools.de
- Bericht auf stagr.de
- Kurzbericht auf metal-hammer.de
"Härte und Humor: Das Metallica-Konzert in Berlin
Berlin. Von wegen Teufelsmusik, dieses Heavy-Metal-Konzert beginnt wie ein Gottesdienst. Als die Leinwand zu flimmern beginnt und der erste Ton des Intros erklingt, erheben sich auch auf den Sitzplatztribünen alle Metallica-Fans wie Christen beim Vaterunser. In der gezeigten Szene aus dem Western “The Good, the Bad and the Ugly” rennt ein habgieriger Gauner über einen Friedhof in der Prärie, er giert nach einem Goldfund. Der hymnische Soundtrack von Ennio Morricone läutet seit Jahrzehnten jedes Konzert der Band ein. Ein festes Ritual, das die Heavy-Metal-Gemeinde auf fast zweieinhalb Stunden harten Hochgeschwindigkeitsrock einstimmt.
Volles Haus und Bier aus Ein-Liter-Plastikbechern Hier wird eine heilige Messe gefeiert, nur in ein paar Punkten hinkt der Vergleich zur Kirche. Das Olympiastadion in Berlin ist rappelvoll wie die meisten Gotteshäuser noch nicht mal an Weihnachten mehr. Zum Abendmahl gibt’s kein Wein aus dem Kelch, sondern Bier aus Ein-Liter-Plastikbechern. Und gelacht werden darf auch – aber dazu später mehr. Denn tatsächlich gehört Humor und Selbstironie ja nicht gerade zu den Primärtugenden altgedienter Heavy-Metal-Bands.
Vom Thrash-Metal zur Mainstream-Tauglichkeit Metallica gründeten sich 1981 und lieferten 1983 mit „Kill’Em All“ ein knüppelhartes Thrash-Metal-Manifest ab. Knapp ein Jahrzehnt später vergraulten sie mit ihrem schwarzen Album, das melodiöser als seine Vorgänger war und mit „Nothing Else Matters“ eine radiotaugliche Schmusehymne enthielt, kompromisslose Krach-Fetischisten und eroberten den Mainstream. Nach Erscheinen der eher konventionellen Rockplatten „Load“ und „Reload“ geriet Metallica pünktlich zur Jahrtausendwende ins Straucheln. Die Bandgründer James Hetfield und Lars Ulrich fetzten sich wie kleine Kinder, ein Psychologe wurde als Mediator eingesetzt. Mit den Alben nach der großen Krise kanalisierten die Musiker ihre Aggressionen wieder verstärkt in ihren Songs anstatt sie aneinander auszulassen.
Lasershow, Stichflammen und Knalleffekte Beim Konzert am Samstagabend präsentieren sich Metallica mit der mannschaftlichen Geschlossenheit eines Motorrad-Klubs. Auch wenn Sänger James Hetfield, stets breitbeinig stehend und in Rocker-Weste mit Band-Aufnähern gekleidet, den Chef der Gang markiert. Er formuliert manche Ansagen in der dritten Person („Metallica liebt Euch!“) und beschwört die "Metallica-Familie". Damit holt er auch die durch die Hits der 90er-Jahre angelockten Heavy-Metal-Laien ab, die sich einen Abend lang als Teil einer wilden Truppe fühlen dürfen. Die in Weiß gehaltene Bühne ist riesengroß. Links und rechts von der Leinwand, die sich mächtig in die Breite zieht, prangen der erste und letzte Buchstabe des Bandnamens im Stil des Blitzen nachempfundenen Logos. Beeindruckend ist, wie Metallica ihre Anti-Kriegs-Hyme „One“ inszenieren – mit Lasershow, Stichflammen und Knalleffekten, die an Tretminen erinnern.
Gute Stimmung trotz schlechter Akustik Leider war ist und bleibt das Olympiastadion eine akustische Grabstätte. Es verschluckt jede klangliche Nuance, aber ganz so breiig wie bei Guns N' Roses oder Bruce Springsteen gerät der Sound trotz einiger Schwierigkeiten nicht. Zum Höhepunkt entwickelt sich vor allem der Teil der Show, der selbst am wenigsten Show ist: Hetfield und Co. verlegen die Bühne für eine handvoll Songs auf eine kleine Plattform, die die Laufstege durchs Publikum miteinander verbindet. Wie eine Garagenrockband dreschen die vier Millionäre auf ihre Instrumente ein, treiben sich auf engem Raum gegenseitig an und spielen die finster-fiesen Todeshymnen „For Whom the Bell Tolls“ und „Creeping Death“.
Härte und Humor Doch Metallica sind mitnichten die knallharten Kerle, die manche erwarten. Das beweisen sie einer bewusst missglückten Coverversion des Rammstein-Hits „Engel“, die vor allem eines ist – ein Gag. Bassist Robert Trujilo quält sich begleitet von Kirk Hammett in gebrochenem Deutsch durch die Textzeilen. Die trauen sich was und beweisen, dass Selbstironie im Dicke-Hose-Genre Heavy Metal durchaus möglich ist."
Bericht von Maurice Wojach in der Märkische Allgemeine vom 7. Juli 2019