Lokomotive Kreuzberg

Aus Rockinberlin
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Lokomotive Kreuzberg
Gründung 1972 in West-Berlin
Wappen westberlin.png
Auflösung 1977
Genre Politrock
Gründungsmitglieder
Gesang, Keyboards, Geige Andi Brauer
Gesang, Percussion Karl-Heinz Scherfling
Gitarre] Volker Hiemann
Bass Franz Powalla
Schlagzeug, Percussion Uwe Holz
Ehemalige Mitglieder
Gitarre Bernhard Potschka
Bass Manfred Manne Praeker († 17. Dezember 2012)
Schlagzeug Herwig Mitteregger

West-Berliner Politrock-Band und Vorgänger der Nina Hagen Band und Spliff, mit mehreren Auftritten auch in Ost-Berlin.

Video[Bearbeiten]

Berliner Konzerte mit Lokomotive Kreuzberg[Bearbeiten]

Es werden 71 Einträge für Lokomotive Kreuzberg gefunden, die wahlweise nach Namen oder Ort sortiert werden können:

Veranstaltung Ort
13. Juni 1976 Atze-Fest (Puhdys, Pell Mell, Lokomotive Kreuzberg u. a.) Taverne am Lützowplatz
8. Dezember 1972 Berliner Volkstheater Cooperative (Lok Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
9. Dezember 1972 Berliner Volkstheater Cooperative (Lok Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
10. Dezember 1972 Berliner Volkstheater Cooperative (Lok Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
2. März 1973 Berliner Volkstheater Cooperative (Lokomotive Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
3. März 1973 Berliner Volkstheater Cooperative (Lokomotive Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
4. März 1973 Berliner Volkstheater Cooperative (Lokomotive Kreuzberg u. a.) Quartier Latin
28. September 1975 Uschi Brüning, Lokomotive Kreuzberg u. a. (Hier um 11) Alter Friedrichstadt-Palast
21. August 1977 Kreuzbergfest (Lokomotive Kreuzberg, Jasmine Bonnin) Mariannenplatz (open air)
16. Mai 1972 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
7. Juli 1972 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
8. Juli 1972 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
9. Juli 1972 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
16. September 1972 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
27. April 1973 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
28. April 1973 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
20. Juli 1973 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
21. Juli 1973 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
11. Januar 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
12. Januar 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
13. Januar 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
24. Februar 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
22. Mai 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
23. Mai 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
28. September 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
29. September 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
5. Oktober 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
6. Oktober 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
14. Dezember 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
15. Dezember 1974 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
9. Februar 1975 Lokomotive Kreuzberg Friedrichstadt-Palast
7. Mai 1975 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
8. Mai 1975 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
9. Mai 1975 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
10. Mai 1975 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
4. Oktober 1975 Lokomotive Kreuzberg Humboldt-Universität,
Marx-Engels-Auditorium
18. November 1975 Lokomotive Kreuzberg, Volker Kriegels Mild Maniac Orchestra Quartier Latin
19. November 1975 Lokomotive Kreuzberg, Volker Kriegels Mild Maniac Orchestra Quartier Latin
9. Juni 1976 Lokomotive Kreuzberg Kant-Kino
10. Juni 1976 Lokomotive Kreuzberg Kant-Kino
23. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
24. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
25. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
26. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
27. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
28. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
29. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
30. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
31. Januar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
1. Februar 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
12. März 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
13. März 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
14. März 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
7. Mai 1976 Lokomotive Kreuzberg Hephata Gemeindezentrum Britz
8. Juni 1976 Lokomotive Kreuzberg Kant-Kino
26. November 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
27. November 1976 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
1. April 1977 Lokomotive Kreuzberg, Dietrich Kittner Quartier Latin
2. April 1977 Lokomotive Kreuzberg, Dietrich Kittner Quartier Latin
27. Mai 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
28. Mai 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
29. Mai 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
24. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
25. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
26. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
27. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
28. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
29. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
30. November 1977 Lokomotive Kreuzberg Quartier Latin
19. Dezember 1975 Phonzeit IV – Rock am Rande (Lokomotive Kreuzberg, Ougenweide, Alex, Rasputin) SFB-Fernsehzentrum, Studio A
11. Juni 1977 Wahrheit-Pressefest 77 (Morgenrot, Karat u. a.) Neue Welt


Diskografie (Auswahl, ausführlich auf Discogs (engl.)[Bearbeiten]

Datum Titel Cover Inhalt
1972 Kollege Klatt, Pläne 99101 ?? Abfahrt - Ein Mann geht die Strasse lang (I) - Was glaubst Du was Du bist - Wenn ick nach de Arbeit - Ich könnt' ein Kommunist wohl sein - Ein Mann geht die Strasse lang (II) - Lohnpredigt - Geldsack - Solidaritätslied
1973 Single S210.jpg Seite A: Chile '73 - Seite B: Hey Mister Amerika
1973 James Blond - Den Lohnräubern auf der Spuz, Pläne 99103 ?? Criminalis - J. B. Supermann - Guten Morgen, Herr Blond - Arbeitsunfall (aus der Sicht des Unternehmers) - Streiklied - Wohlfundierte Thesen - Burdas Ball - Speed, King & Co.
1975 Fette Jahre, Pläne 99104 ?? Rondo - Comeback - Requiem - Fette Jahre - Nostalgie - Leise Sohlen - Verfassungslied - Parlamentsmarsch
1976 Single S211.jpg Seite A: Arbeitslos - Seite B: Teddy Tex
2020 Sampler (2 CD), Bear Family Records Kraut 4 Cover.jpeg Nostalgie (auf: Various: Teil 4 - KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979)

Porträt / Artikel[Bearbeiten]

Text aus dem Booklet von Kraut! Teil 4[Bearbeiten]

Der “gemeinsame politisch-musikalische Weg fünf linker West-Berliner begann im Januar 1972 konkrete Formen anzunehmen, als sie das Polit-Rock-Kabarett Lokomotive Kreuzberg ins Leben riefen“ (ROCK IN DEUTSCHLAND). Die meisten Musiker hatten vorher in “gewöhnlichen Popgruppen gespielt, während einer von ihnen (Brauer) Opernsänger war. Das war ihnen nicht genug. Sie wollten die Gesellschaft verändern“ (COVER TEXT). Bis zu ihrer Auflösung tourte die, eng mit den Gewerkschaften verbundene, Gruppe immer wieder intensiv durch Deutschland.

Als Amateure produzierten Bauer, Hiemann, Holz, Powalla und Scherfling die Titel “Deutsch-Amerikanisches Volksfest“ und “Kollege Klatt“. Die “gesammelten Sprechgesänge, Blues-Balladen und Rock-Passagen“ (ZITTY) der Berliner Gruppe wurde ab Ende des Jahres vom “Pläne-Verlag“ als LP auf den Markt gebracht. Das Quintett veröffentlichte die Geschichte des Kollegen Klatt am Ende des Jahres als Album “Kollege Klatt – Rock Story“. Klatt war so einer, “der jeden Tag zum Malochen stiefelt und abends kaputt in seine kalte Küche kommt und erkennt, dass er für seine Zukunft kämpfen muss. Er wird aktiv und organisiert sich“ (COVER-TEXT). Zur Jahreswende 1972/1973 wechselte die Band in den Profi-Bereich. Lokomotive Kreuzberg bezeichneten sich per Pressemitteilung als “Rock 'N' Roll Theater“, denn bei der “Zielsetzung, Elemente der Rock- und Blues-Musik mit Straßentheatermitteln für ein konkretes politisches Engagement einzusetzen, gab es nichts zu lachen“ (ROCK IN DEUTSCHLAND).

Auch das nächste Programm der Gruppe enthielt keinerlei verschlüsselte Botschaften. Das dazugehörige Album “James Blond - Den Lohnräubern Auf Der Spur“ war ein “gespielter Comic Strip, der sich in winzigen Häppchen zwischen die musikalischen Nummern schob und die jeweils folgenden Songs thematisch vorbereitete“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Die Texte, verfasst von Sänger Scherfling, stellte betriebs- und wirtschaftspolitische Zusammenhänge bewusst vereinfacht dar. Das war eine “reichlich einfältige politische Kinderstunde, mit ungeheuer klaren Verhältnissen: Kapitalisten waren böse, Arbeiter waren gut“ (STEREO). Die Musik fand dagegen ungeteilte Zustimmung. “Gehörte die Musik zur ganz unpolitischen Texten, müsste man die Berliner Gruppe dennoch zur bundesdeutschen Pop-Creme zählen“ (WAZ). Das Album enthielt “originelle Musik, hervorragend dazu geeignet, eine Botschaft zu transportieren“ (ZEIT). Vor dem Album, im Frühjahr 1973, hatte der gelernte Schriftsetzer Manfred Praeker (voc, b, g, perc) den ausgeschiedenen Bassisten Powalla ersetzt. Zum Ende des Jahres verließ auch Gitarrist Hiemann Lokomotive Kreuzberg und wurde durch Uve Müllrich (g) ersetzt. Bereits nach sechs Monaten wechselte Müllrich zu Embryo. Für ihn kam Bernhard Potschka (g, voc).

Aus gegebenem Anlass (US-Intervention, Sanktionen der USA, Versuchter Miltärputsch gegen den gewählten Präsidenten Salvador Allende) produzierte Lokomotive Kreuzberg die Chile-Solidaritäts-Single “Hey Mister Amerika“ / “Chile 73“, von der für jede verkaufte Platte, je 1,- DM auf ein Chile-Solidaritätskonto überwiesen wurde. Es folgte eine Auftragsarbeit für den Christian Ziewer-Film “Schneeglöckchen Blühn Im September“ (mit Claus Eberth, Wolfgang Liere, Gerhard Konzack u.a.), bei dem der Arbeitskampf einer Akkordkolonne in einem großen deutschen Industriebetrieb und seiner Belegschaft vor dem Hintergrund der "Septemberstreiks" in der damaligen BRD geschildert wurde. “Es ging um Tarifkämpfe, Auseinandersetzungen um Teuerungszulagen, sinkende Löhne, wirtschaftliche Nöte und solidarisches Handeln“ (FILMPORTAL). Danach startete die Gruppe im Herbst 1974 mit dem neuen Programm “Menschen, Mäuse Und Moneten“, das sich mit dem “Zusammenspiel skrupelloser Geldmacher, korrupter Politikern, doppelzüngiger Parlamentarier und den Leidtragenden“ (PRESSETEXT) beschäftigte.

Das 75er Album “Fette Jahre“ zeigte, dass Lokomotive Kreuzberg wohl Deutschlands musikalisch perfekteste Polit-Rock-Band war. Die LP wurde mit Conny Plank in dessen Studio Anfang des Jahres eingespielt. Ihre “herbe – und zumeist ironisch formulierte – Gesellschaftskritik war nahtlos mit ihren Rock-Melodien verwoben. Die Gruppe knüpfte damit stilistisch an die Arbeiten der Band Ihre Kinder an“ (ROCK IN DEUTSCHLAND).

In ihrem letzten Album “Mountain Town“ (1977), verpackte die “am meisten unterschätzte deutsche Rockgruppe“ (BWZ), die Formel “Wer die Macht hat, hat Recht“ in eine Westernballade. Andere Themen von Lok Kreuzberg, wie sie sich jetzt verkürzt nannten, waren die “77er Tagesthemen: ein Redakteur im Dienste von Axel Cäsar Springer, der Tod in einer radioaktiven Wolke, Akkordarbeit und morgendliche Spiele unter der Bettdecke“ (ROCK IN DEUTSCHLAND). Vorher hatte der Österreicher Herwig Mitteregger (dr) den Platz des Mitgründers Uwe Holz übernommen, der nur noch als Sänger und Percussionist dabei war. Als Gäste wirkten Ack van Rooyen (horn)(ex-Niagara, -Curt Cress Clan), Wolfgang Dauner (p)(Et Cetera) und Marianne Langfeld (voc)(Zeitgeist) mit. “Bitte einsteigen, die Türen schließen: Lok Kreuzberg fährt uns direkt in die frühen 70er - vorbei an Studenten-WG's, Demonstrationen und Ho-Chi Minh-Rufen. Wie die linksorientierten Deutsch-Rocker Ton Steine Scherben und Floh de Cologne nahmen die Kreuzberger Politik und Zeitgeist unter Beschuss. Biederer Krautrock und moralinsaure Betroffenheit war ihnen fremd. Stattdessen böse Kommentare zu Bestechungsskandalen, Verfassungsschutz und Vietnamkrieg“ (AUDIO).

Nach einem Konzert im Hamburger “Audimax“, Anfang Dezember, war bei Lokomotive Kreuzberg der “Dampf raus“ (ROCK IN DEUTSCHLAND) und die Gruppe löste sich, auch aus finanziellen Gründen, auf. Bernhard Potschka, Manfred Praeker und Herwig Mitteregger kamen, gemeinsam mit Reinhold Heil (key, voc)(ex-Bakmak) und der ehemaligen DDR-Sängerin Nina Hagen als Nina Hagen Band zu großem Erfolg. Ab 1980 waren die vier Musiker, ohne Hagen, als Spliff, noch erfolgreicher.

Das, im Herbst 1978 veröffentlichte erfolgreiche Rock-Theater-Stück “Count Down“, hatte es auf 120 Aufführungen im “Theater Am Turm“ in Frankfurt/M gebracht. Für die Album-Veröffentlichung “TAT Count Down Rockmusical“ zeichneten die Lokomotive Kreuzberg-Gründer Karl-Heinz Scherfling (Text) und Andi Brauer (Musik) verantwortlich. Als Mitmusiker agierten Dave Sprung (b)(The Michael Wynn Band), Charles Esposito (dr)(Only Child), Claus Burkard (g), Heinz Kühne (g)(Galaxy), Lutz Köhler (voc, key, fl), Karsten Gaul, Marlene Dittrich, Ursula Lillig, Uwe-Karsten Koch und Willi Lieverscheidt (alle voc).

Manfred Praeker starb im September 2012 in Berlin

(Burghard Rausch: aus Kraut! - Teil 4, erschienen bei Bear Family Records, Best.-Nr. BCD17624)

Artikel im Blickpunkt Zum Ende der Band.[Bearbeiten]

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Weblinks[Bearbeiten]